Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Eine alte bewährte Weisheit. Der Satz soll von dem russischen Politiker Lenin geprägt worden sein. Verlass dich nur
auf das, was nachgeprüft werden kann. Für Journalisten ist das zum Beispiel ein ganz wichtiges Prinzip. Man soll nur
das veröffentlichen, was auch nachprüfbar ist.
Das Vier Augen Prinzip wird vielfach eingefordert, wenn es um Verwaltung von Geldern geht. Autos kommen auf den Prüfstand, um zu checken, ob sie noch verkehrssicher
genug sind. Viele halten sich daran und gehen einmal im Jahr zur Hauptuntersuchung zum Arzt und lassen sozusagen alles prüfen, was die wichtigen Lebensorgane
angeht. Sich durchchecken lassen!
In der Kirche wurde die „Visitation“ oft als Überprüfung“ der Gemeinde verstanden, was sie ja auch zu einem großen Teil sein soll. Sie hilft der Gemeinde zu prüfen, wo sie zur Zeit stehen. Ich habe von einem Glaubenskurs gehört, in dem es einen „Geistesgaben Test“ gibt. Man soll prüfen, wofür man als Mitarbeiter in der Kirche geeignet ist. Hiob kommt auf den Prüfstand! Gott lässt zu, dass der Teufel die Frömmigkeit des Hiob prüfen darf.

Bei einem Jahreswechsel oder Geburtstag ist es gut in der Rückschau zu beachten, was werden wir nach reiflicher Überlegung, nach guter Prüfung beibehalten und was werden wir ändern. Denn das Gute behalten, heißt umgekehrt: das andere, was eben nicht die
„Prüfung“ bestanden hat, loslassen. Noch einen ganz anderen queren Gedanken: Prüfet alles! Wenn ich ständig meinen Puls überprüfe, ob er in Ordnung ist, dann macht mich das nicht gesünder. Und wenn ich jeden Tag prüfe, ob ich auch fromm genug lebe, dann wird mein christliches Leben zur Anstrengung.
Prüfet alles, behaltet das Gute! Schauen wir uns den Kontext an, in dem diese Aufforderung steht. Der Brief an die Thessalonicher ist der älteste erhaltene Brief des Paulus und damit zugleich der älteste Text des ganzen Neuen Testaments. Wir lesen also die früheste Urkunde des entstehenden christlichen Glaubens. Vermutlich im Jahr 50 nach Christus hat Paulus diesen Brief während seines Aufenthalts in Korinth geschrieben. Wie oft in Briefen wird am Schluß noch einmal alles Mögliche kurz angeschnitten.

So auch in diesem Brief. Und mittendrin in Empfehlungen, Ratschlägen oder gar Anweisungen kommt dann der Satz, der zur Jahreslosung 2025 gewählt wurde. Imperative, Befehle. Ach, so denken manche vielleicht: nicht schon wieder! Ratgeberliteratur gibt es genug, nun noch eines für Fromme? Prüfet alles und das Gute behaltet. Es gibt für unser Leben auch so etwas wie einen TÜV (Technischer Überwachungsdienst). Wir sollten dabei nicht vergessen, dass uns ein eigenständiges Urteil zugetraut wird. Wir sollen prüfen! Nicht, was die anderen

 

denken, was sich bei mir ändern soll, ist wichtig, sondern, was ich selbst entdecke kommt auf den Prüfstand. Und ich denke es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass es nicht um Nörgelei geht. Es gibt ja die Menschen, die überall ein Haar in der Suppe finden. Und wenn keins drin ist, wird eins reingelegt, damit man was zu meckern, zu kritisieren hat. Es geht um viel mehr als um Ratgeberliteratur. Es geht darum, daß das Evangelium Gottes, nicht in eine Seitennische des Lebens geschoben wird. Es geht darum, dass wir prüfen sollen, ja prüfen dürfen, ob das Ang

ebot Gottes für das Leben tragfähig ist. Was wirst du auf den Prüfstand bringen?
*Persönlich; *die Gemeinde; *die Kirche! Es gibt schöne Poster für die Jahreslosung, die, wie ich finde, uns eine gute Hilfestellung geben können:

Jonathan Schöps erinnert in seinem Poster daran, daß man bei der Prüfung genau hinsehen muss. Es geht darum, durch welche „Brille“ wir die Prüfung vornehmen? Ist das, was „immer so gemacht wurde“ noch für die Zukunft tragfähig? Wir brauchen manchmal den Mut eine neue Brille aufzusetzen, durch die wir uns die Sache anschauen. Wir mögen lieber einfache Lösungen. Schwarz-weiß. Gut-böse. Und auch in Glaubensfragen muss man aufpassen, wenn zu einfache Lösungen kommen.

Stefanie Bahli

nger stellt ein Sieb dar, durch das ausgesiebt werden soll. Die Künstlerin Stefanie Bahlinger vergleicht diesen Prüfprozess mit einem Siebvorgang. Einige Steine liegen auf dem Siebboden, andere sind durchgefallen. Wie Edelsteine schimmern die einen; viele der gräulich schwarzen sind bereits durch den Gitterboden gefallen. Ich entnehme diesem Bild zwei wichtige Aspekte der Prüfung: die bunten
Edelsteine können Vielfalt bedeuten. Es muss nicht alles gleich sein. Aussieben sollten wir wohl solche Dinge, die viel hermachen, aber wenig einbringen. Was setzt sich fest: Negatives (schwarze Steine) oder Positives (bunte Steine) Durch welches Sieb geht unsere Prüfung? Ich schlage vor Glaube, Hoffnung und Liebe.

Elke Bussemeier: Prüfen heißt, die noch eßbaren von den schon faul werdenden Tomaten aussortieren. Nur die guten werden behalten. Das Ziel ist ja nicht alles wegzuschmeißen, sondern die guten zu behalten. Nur dann verhindere ich, dass alle Tomaten verfaulen,wenn ich die schon faulen herausnehme. Das Gute zu behalten bedeutet, das zu finden, was dem Zusammenleben in unserer Welt dient.

Pastor Reinhard Keding
Text verkürzt: E-G Brunke