Pastor Gerhard Plüddemann war 14.5 Jahre lang Pastor an unserer Kreuzkirche – von 1979 bis 1994. Er feierte noch seinen 80. Geburtstag im kleinen Freundeskreis am 24. März, 2021, verstarb aber ein paar Tage später – unerwartet wegen Covid – am Karfreitagnachmittag, den 2. April, 2021.
Die Gemeinde denkt in großer Dankbarkeit zurück an die Jahre in denen er die Kreuzkirche so treu geleitet hatte. Diese Zeit galt als die goldenen Jahre, wo die Gemeinde eine aktive Kindergottesdienst- und Jugendgruppe besaß, als auch einen Kirchenchor, der an vielen Sonntagen den Gottesdienst verschönerte. In dieser Zeit bekam die Gemeinde eine neue Orgel. Es wurde auch der neue Kindergarten gebaut und die Gemeinde feierte ihren 100. Geburtstag mit einem Festgottesdienst, der zum Teil im Fernsehen mit anderen Beiträgen vom Gemeindeleben übertragen wurde. Einmal im Jahr fand der sehr beliebte Gemeindetanz statt, auch Sommerfeste, Gemeindeausflüge und vieles mehr durften wir unter seiner Führung erleben. Die Taufkerze, die neben dem Taufbecken ihren Platz gefunden hat, war auch seine Idee gewesen. Ganz neu für die deutschsprachige Gemeinde war, dass er 2x im Monat den Gottesdienst in afrikaanser Sprache eingeführt hatte. Eine ganz besondere Bedeutung hatten diese Worte von Dietrich Bonhoeffer für Gerhard Plüddemann: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Gerhard Plüddemann wird stets in unserer Erinnerung bleiben als ein kontaktfreudiger und liebenswürdiger Mensch, der vielen auch seelsorgerlich geholfen hat. Wir befehlen die hinterbliebene Familie dem Trost Gottes an. Die Trauerfeier fand in kleinem Rahmen am 23. April im St. Johannesheim statt, wo Gerhard Plüddemann seine letzen Lebensjahre verbracht hatte.
Erinnerungen an Gerhard Plüddemann
Liebe Susanne, Anette, Andreas und Thomas, Es war mit sehr grossem Schock und Entsetzen dass ich erfahren habe dass Pastor Gerhard Plüddemann so plötzlich von uns ging. Manche Menschen sind einfach ‘larger than life’ und man kann sich nicht vorstellen, dass es sie eines Tages nicht mehr geben wird. So ist es mit Gerhard. Ich (wir, im weiteren Rahmen von Familie und Freunde gemeint) habe eine lange Verbindung mit Gerhard gehabt, und er hat einen wesentlichen Einfluss auf unser Leben gehabt. Einige Erinnerungen und Gedanken will ich gerne mitteilen, denn so ist und bleibt er für immer noch Teil von meiner Geschichte. Gerhard war unser Pastor und Teil vom Jungendclub in Bellville. Ich erinnere mich wie wir auf den muffigen Kissen und Matratzen in dem Kindergottesdienstzimmer sassen und sangen von ‘die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester…’. Gerhard und Eberhard waren die einzigen Männer. Ich denke wir Mädchen haben sie manchmal bischen verrückt gemacht. Aber er war immer dabei. Auf vielen Wanderungen: Zederberge und Grootvadersbosch, in der prallen Hitze, oder im Regen! Uebernachtung in der Höhle bei den Wolfberg cracks, und einmal eine ganze Nacht unter einer kleinen Brücke währen der Regen von oben runter prasselte. Gerhard hatte sehr viele Aussprüche die ich immer mit ihm verbinde. Er sagte oft: ‘der Mensch ist ein Gewohnheitstier’, und das trifft so gut zu. Auch haben wir auf der Wanderung in Boosmansbos im Urwald ‘UrLaub’ gesammelt. Er hatte so einen Humor der immer zu der Situation passte. Gerhard was sehr belesen, und man konnte diskutieren und reden über so viele Themen, er war nie ein Besserwisser. Er war voll in der Welt und mit weltlichen Themen vertraut, und hat mit Interesse Argumente geführt. Ich erinnere mich an das Männerfrühstück bei Kaapzicht im frühen 2020 (wo ich als Gast eingeladen war um das Thema einzuleiten), als wir über Umweltprobleme redeten. Er hatte nie eine Zauberformel für das Elend der Welt. Er war ein guter Pastor. Man hatte nie das Gefühl gehabt dass man nicht fromm genug ist für ihm. Er war ein Menschen-Pastor. Er war ein Lutheraner mit Herz und Seele. Und er war musikalisch und konnte so toll Liturgie singen. Wenn Pappa Dienst hatte in Bellville um zu orgeln oder mit den Bläsern zu musizieren, war es für ihn oft ein Genuss, weil Gerhard auch die Liebe zu den guten Luthergesängen hatte.
Er war auch im Con Spirito Chor eine Stütze, beide in der Stimme und in der Treue zu dem Chor. Es waren gute Zeiten als Pappa und Gerhard zusammen zum Chor fuhren und zusammen so ihre Liebe zur Musik teilen und leben konnten. Gerhard war vielen eine grosse Stütze und ein Pol von Ruhe und Orientierung. Er hat im St. Johannis Heim sehr tiefe Spuren hinterlassen, als erster Manager (habe ich recht?) und jetzt zum Schluss als rationelle und ‘level-headed’ Stimme wenn es um umstrittene Dinge ging. Er hatte immer die rechten Worte, und konnte in vielen Situationen die Salbe geben die nötig war. Als unser Vati in 2018 so plötzlich starb war er eine sehr grosse Stütze, vor allem für unsere Mutter. Er war oft da, einfach um die Last zu lindern, und konnte immer genau das Richtige sagen. Er hat das Wort MitLeid ausgelebt. Auch wenn es nur ein 5 Minuten Gespräch mit ihm war, hat es einen froh gemacht und einfach besser fühlen lassen. Er war immer in guter Laune und froh um anderen zu begegnen. Jedes Mal wenn ich meine Mutter im Heim besuchte, war es lekker ihn zu treffen und zu quatschen und zu wissen dass er echt interessiert war, und nie zu eilig um ein paar Worte zu wechseln. Gerhard war immer enorm stoltz auf seine Kinder, und das mit Recht. So wie es in vielen Familien geht, sind seine Kinder heute in der weiten Welt zerstreut, und das war bestimmt nicht immer einfach, aber dadurch konnte er die Welt dann sehen. Er war auch sowas wie ein ad-hoc Ehrenmitglied der Esslingerfamilie und war bei vielen Familienfesten mit dabei, angefangen bei Grossvater Ernst, bis zu Onkel Dieter. Er hat viel Leid und Freude mit uns geteilt. Gerhard hat mir (und vielen anderen Menschen auch) die Richtschnur für das Leben gegeben: ein Glaube der nicht zu kompliziert sein braucht, aber in der Welt steht und in Menschen lebt. Er sagte oft: es ‘menschelt’ sehr, um die Unvollkommenheit der Menschen mit Humor und Gnade zu erfassen. Wir haben viele Jahre zu ihm aufgesehen (im wahren Sinne des Wortes) und wir werden diesen grossen Mann und seinen festen Händedruck sehr vermissen. Es gibt immer weniger von seiner Sorte heutzutage. Wir sind dankbar für die reichen Errinnerungen und den Segen den er verbreitet hat. Diese Gedanken sollen euch, die Geschwister die jetzt trauern, ein bischen zum Trost werden.
In tiefer Verbundenheit, Beate (Sachse) Hölscher, 7 April 2021.