Jahreslosung 2018:

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Offenbarung 21,6
Was gibt es denn schon umsonst?

 

Unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, das Leben, wie wir es gelernt haben, wie wir es gerade so eben einmal hinkriegen, schließt das aus. Umsonst gibt es nichts
– Du musst dafür was tun, oder bezahlen – es verdienen oder zumindestens einen entsprechenden Gegenwert dafür hergeben. Und wenn es in diesem Lebens– und Weltbild etwas umsonst gibt, dann wissen wir schon, dahinter steckt irgendeine Reklame oder es ist ein Lockmittel, das uns letztich doch dazu bringen will, irgendetwas zu
kaufen.
Auch in Sachen Religion sind wir, ohne es vielleicht zu merken, davon überzeugt, dass es eigentlich nichts umsonst gibt – auch bei Gott muss der Mensch etwas leisten, etwas opfern, etwas hergeben oder vorzeigen, bevor er oder sie Segen, Gnade, Vergebung oder Erfolg erwarten kann. Und in den meisten Religionen ist das auch
tatsächlich so – da gibt es genaue Vorschriften, was die Menschen zu tun haben, damit die Götter sich ihnen freundlich zuwenden. Dieses „religiöse“ Schema steckt so tief in den Menschen drin, dass es auch im Christentum immer wieder auftaucht und gerne wird es auch dazu verwendet, die Mitglieder bei der Stange zu halten, oder zum Geben und Mitarbeiten zu animieren. Darum war das bedingungslos freie Gnadengeschenk des Heils, das Martin Luther wiederentdeckte, auch so eine gefährliche Sache für die Institution Kirche damals.

Die Reformation der Kirche, die wir ja im Jahre 2017 so ausführlich gefeiert haben, muss also weitergehen – denn das Wort von dem „Lebenswasser“, das wir umsonst bekommen, ist auch heute umwälzend und reformierend – für mich persönlich, wo ich mein Leben an meinen Leistungen messe, und für die Gemeinde, wo wir
den Erfolg der Gemeinde an dem messen, was wir doch alles so schaffen und bieten.

Möge der Herr uns gnädig sein – und mögen wir das Staunen wieder lernen, dass uns das Leben umsonst geschenkt wird.

Felix Meylahn