Zum Winterfest im Juni fahre ich immer gerne nach Stellenbosch. Es gibt andere Dinge zu kaufen, als beim Basar in Bellville. Außerdem sehe ich meine Kinder und Enkel und treffe Freunde, mit denen ich mich austauschen kann.
In diesem Jahr gab es eine besondere Überraschung: bei der Verlosung gewann ich einen Preis – zwei Nächte für zwei Personen im Rogge Cloof Naturreservat bei Sutherland. Mein erster Gedanke war, ‘Da ist es jetzt bestimmt kalt!’ Daher wurde es November, bis meine Tochter Christa und ich den Preis in Anspruch nahmen. Die 365 km von Kapstadt nach Sutherland sind zwar gute vier Studen Fahrt, aber der weite Weg lohnt sich.
Wir wurden bei unserer Ankunft sehr freundlich begrüßt. Unsere Unterkunft war in ‘The Stables’ – mit herrlichem Blick vom Wohnzimmer, das größer ist als meine ganze Wohnung im St. Johannisheim in Bellville. Die Karoo ist eine ganz andere Welt, wenn man Stadt gewöhnt ist. Viel Platz – wenige Menschen! Zum Abendessen gönnten wir uns den Besuch im Rittersaal: Vorspeise, Hauptspeise (Karoo-Lamm) und Nachtisch – es war ein richtiges Festessen!
Sutherland ist bekannt für seine dunklen Nächte; leider war aber an beiden Abenden der Himmel zu bewölkt für die Sterneführung. Dafür fuhren wir Samstag nach Sutherland und zum Southern African Large Telescope, auch SALT genannt. Die Führung mit Video und Besichtigung von zwei Teleskopen
war ein Erlebnis.
Die verbleibende Zeit in Rogge Cloof verbrachten wir mit Spaziergängen, Lesen und Faulenzen. Da das Naturreservat auf ca. 1800 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist die Luft trocken und die Sonne tags warm. Ein leichter Wind sorgte für Abkühlung. Beim Spazierengehen haben wir erstaunlich viele Pflanzen in der sonst kargen Landschaft entdeckt: zwischen vielen kleinen und großen Steinen und Felsen und niedrigen Büschen gab es viele kleine Blumen in verschiedenen Farben.
Mir fiel dabei die Ballade von Kaiser Rotbart ein, der ins Heilige Land gezogen kam – da heisst es an einer Stelle: “viel Steine gabs und wenig Brot”. Wir hatten uns zum Glück mit reichlich Essen eingedeckt – und hätten gut und gern länger bleiben können! Auch die Ruhe tat gut. Immer wieder erlebten wir bewusst die Stille.
Am Sonntagmorgen überraschte uns eine Herde Springböcke vorm Fenster. Sie hatten uns schon auf der Fahrt im Naturreservat begleitet. Nach dem Frühstück und noch einem Spaziergang mussten wir leider schon den Rückweg antreten. Die Springböcke verabschiedeten uns entlang des Weges. Bald waren wir wieder auf der N1 Richtung Kapstadt. Wohlbehalten erreichten wir am Nachmittag wieder unser Zuhause. Es fühlte sich an, als seien wir viel länger als nur zwei Tage weg gewesen! Ein großes Dankeschön – es war wunderbar!
Annegret Büttner